Rückschau

Andreas Slominski
Das Ü des Türhüters

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Halle für aktuelle Kunst 14. Mai — 21. August 2016

Andreas Slominski (geb. 1959) zählt zu den international bekanntesten deutschen Künstlern der Gegenwart. Er ist ein Meister der ästhetischen Doppelstrategien. Seine Skulpturen beispielsweise, die wie Fanganlagen aussehen (und manchmal als solche funktionieren), werden bei ihm zu Sinnbildern für Leben und Tod. Wird eine Falle berührt und löst sie aus, ändert sich schlagartig alles. Ein Denkbild, das nicht nur nach menschlicher List und Tücke fragen lässt, sondern durchaus auch nach der Unmittelbarkeit in der Kunst. Ein neues Großprojekt des Künstlers wird unter dem Titel »DAS Ü DES TÜRHÜTERS« vom 14. Mai bis 21. August 2016 in den Hamburger Deichtorhallen präsentiert.

Slominski ist ein Künstler, der mit allen Registern arbeitet und sich niemals nur auf eine Seite reduzieren lässt. Für seine Ausstellung in den Deichtorhallen verwandelt Slominski mobile Toilettenkabinen in eine atemberaubende Inszenierung und nutzt ihr Funktionsdesign für eine subversive Ästhetik. Die Toilettenkabine steht für die Mobilität in der Moderne, lässt aber auch an Wahlkabinen, Särge und Telefonzellen denken oder allgemein an Refugien wie Kirchen und Museen. Der Reiz dieser Ausstellung besteht schon in der großen Geste, in Slominskis Umgang mit dem Raum: einer speziell für die Halle für aktuelle Kunst entwickelten Gesamtinstallation. Er türmt die Toilettenkabinen zu Andachtswerken, formiert sie zu militärisch anmutenden Spalieren oder hängt sie als Vitrinen an die Wand. Seinen ausgeprägten Sinn für Formen des Alltags steigert der Künstler ins Monumentale.

Alle Bilder und Objekte in dieser gesamtkunstwerkartigen Installation, ob an den Wänden, am Boden oder von der Decke hängend, leiten sich von der Grundfigur der Toilettenkabine ab. Aus der Innenausstattung wie dem Papierrollenhalter, dem Urinal, dem Entlüftungsrohr oder dem Waschtischtank werden Kunstwerke geschaffen – die Unterscheidung zwischen Alltagsgegenstand und Kunstobjekt wird obsolet. Ein Pinsel verbindet Malerpalette und Toilettenbrille. Slominskis Mikroskope verweisen auf die Bedeutung des Kleinen – »die Wucht des Atomaren«. Puppen in Gelb und Braun thematisieren die Frage des Umgangs mit dem Fremden. Für Slominski dennoch eine »pure« Ausstellung, die sich nicht zuletzt in den Rhythmus der Architektur fügt, um deren Schönheit zur Geltung zu bringen. Überraschung, Staunen und Amüsement stecken wie in vielen seiner Arbeiten auch in diesem neuen Großprojekt.

Andreas Slominskis Werk und Schaffen ist durch Studium und Professur an der HFBK in besonderer Weise mit Hamburg verbunden. Er war an zahlreichen renommierten Institutionen weltweit mit Einzelausstellungen vertreten, darunter die Kunsthalle Zürich, die Fondazione Prada, Mailand und das Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam.

Zur Ausstellung erscheint eine limitierte Künstleredition von Andreas Slominski. Der Snoeck Verlag publiziert einen Katalog mit Installationsaufnahmen sowie Texten von Dirk Luckow, Saša Stanišić und Dörte Zbikowski.

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