Rückschau

EN COMPAGNIE DE GUY BOURDIN

FOTOGRAFIEN AUS DER SAMMLUNG GUNDLACH

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Guy Bourdin war ein visionärer Image-Maker, dessen Arbeiten den Lauf der Modefotografie veränderten. Berühmt für seine narrativen Bildinhalte und seine surreale Bildsprache, brach Bourdin radikal mit allen Konventionen der Mode- und Werbefotografie. Gleichzeitig wecken Bourdins Arbeiten trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer Einzigartigkeit Assoziationen zu anderen Fotografen, die der Sammler F.C. Gundlach ab Mitte der 1970er Jahre in seiner umfangreichen fotografischen Sammlung zusammentrug. Die etwa 40 Arbeiten der Kabinettausstellung EN COMPAGNIE DE GUY BOURDIN – FOTOGRAFIEN AUS DER SAMMLUNG GUNDLACH sind thematisch-inhaltlich mit dem Werk Bourdins verwoben und verorten es in drei zeitliche Abschnitte: Während Fotografen wie Man Ray oder Edward Weston Bourdin beeinflussten, produzierten parallel zu Bourdin Helmut Newton, Deborah Turbeville oder William Klein Modeaufnahmen, die von der inspirierenden Kraft der 1960er und 1970er zeugen. Die Arbeiten nachfolgender Generationen von Künstlern wie David LaChapelle und Tim Walker, aber auch Ellen von Unwerth, Olaf Martens, Kristian Schuller und Armin Morbach offenbaren schließlich ein bewusstes oder unbewusstes Wissen um Bourdins Kunst der Inszenierung.

Findet die unterkühlte Ästhetik, mit der Edward Weston Akte, aber auch Muscheln und Gemüse fotografierte, in den Werken Guy Bourdins indirekt ihren Widerhall, ist seine Affinität zum Surrealismus biografisch auf Man Ray rückführbar. Neben ihren Arbeiten umreißen auch die Fotografien von Dora Maar, Erwin Blumenfeld, Horst P. Horst, George Platt-Lynes und Harry Meerson den zeitlichen Abschnitt der späten 1920er bis 1940er Jahre aus einem als historisch zu begreifenden Blickwinkel. Sie verdeutlichen, wie stark die Faszination tatsächlich war, im Sinne von Lewis Carrolls’ Roman „Alice im Wunderland“ den Spiegel zu durchqueren und die verschlüsselte Welt des Unbewussten zu erkunden.

Zeitlich parallel zu Bourdin produzierten unter anderem Helmut Newton, Deborah Turbeville, Chris von Wangenheim, William Klein, aber auch Charles Wilp und Melvin Sokolsky Modeaufnahmen, in denen ein starker Bezug zur Realität vorrangig ist, der gleichzeitig aber durch verfremdende Elemente korrumpiert wird: Erstarrt Kleins Model, umringt von gesichtslosen Männern, konstruierte Sokolsky für seine Bildserie eigens eine Glaskapsel – die in ihr eingeschlossenen Models bewegen sich, aus einer anderen Welt kommend, schwebend und staunend an unterschiedlichsten Orten in Paris.

Schließlich präsentieren zeitgenössische Fotografen wie David LaChapelle und Tim Walker, aber auch Ellen von Unwerth, Kristian Schuller, Armin Morbach und Olaf Martens Bildlösungen, die ein Wissen um die Bildsprache Bourdins offenbaren, unabhängig davon aber als individuelle Kreationen zu betrachten sind. Eine selbstironische Distanz zur Lifestyle- und Modefotografie ist genauso spürbar wie krasse, humoristisch-skurrile Tendenzen und träumerisch-entrückte Sequenzen märchenhafter Erzählungen.

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