Die Deichtorhallen Hamburg zeigen vom 14. Juni bis 28. September 2014 in der Sammlung Falckenberg gemeinsam mit dem ZKM / Karlsruhe die erste große Retrospektive des 89-jährigen italienischen Künstlers GIANFRANCO BARUCHELLO in Deutschland. BARUCHELLO zählt zu den maßgeblichen Vertretern, die in den 60er/70er Jahren ausgehend von New York, aber auch in Italien, Frankreich, Deutschland und Österreich der bürgerlichen Kultur repräsentativer Kunst und dem kommerziellen Kunstbetrieb den Kampf ansagten und eine kritische, politisch und gesellschaftlich ausgerichtete Kunst forderten. Wie wenige andere Künstler hat BARUCHELLO über 55 Jahre an seinem Œuvre festgehalten und war nicht bereit, sich den ausufernden Kunstströmungen ab Ende der 70er Jahre zu unterwerfen.
BARUCHELLOS künstlerische Handschrift gründet auf der Spannung zwischen ausgeschnittenen Bildelementen und Wortfetzen, zwischen dreidimensionalen Objekten und der reinen Malerei, mit der er seine Werke teilweise oder auch vollständig überdeckt. Seine Bildwelten konstituieren sich in den Leerräumen zwischen handschriftlicher Zeichnung und figurativer Enzyklopädie. BARUCHELLOS Objekte, Assemblagen und Schaukästen sind dreidimensionale Denkanleitungen und zugleich radikale Formeln ihrer unmöglichen Inventarisierung, seine Filme skurrile Etüden, die die Narration des Mediums ad absurdum führen. BARUCHELLO betont: »Die Bilder sind nie zufällig, sondern folgen mysteriösen Regeln der Anordnung, die ich nicht erklären kann.«
Die enorme Vielfalt des Œuvres GIANFRANCO BARUCHELLOS zeigt sich nicht zuletzt in der großen Zahl seiner Gedichte, Prosatexte, Essays und kleinen Zeichnungen. Die Geschichten und Orte seines Lebens sowie seine künstlerischen, politischen und literarischen Mythen wie die Liebe, die Freunde, die Gärten, Duchamp, Lacan finden sich in seinen minimalistischen Bildern und Objekten wieder.
weiterlesenBaruchello: Certain ideas. Herausgegeben von Achille Bonito Oliva, Carla Subrizi, Dirk Luckow, Peter Weibel und Harald Falckenberg. Mit einem neuen Vorwort von Harald Falckenberg. Interview von Hans Ulrich Obrist. 4to. 482 S., englisch, mit 300 meist farb., teils ganzseit. Electa: Rom, 2013/14, 55 Euro.