Rückschau

PICASSO IN DER KUNST DER GEGENWART

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Halle für aktuelle Kunst 1. April — 12. Juli 2015

Anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens zeigen die Deichtorhallen Hamburg die groß angelegte Ausstellung »Picasso in der Kunst der Gegenwart«. Als Eröffnungspräsentation in der aufwändig sanierten und modernisierten Halle für aktuelle Kunst ist die Schau dem überwältigenden Spektrum moderner und zeitgenössischer künstlerischer Sichtweisen auf Picasso gewidmet. Rund 200 Leihgaben u.a. aus der Tate, London oder dem Centre Pompidou, Paris von 90 internationalen Künstlerinnen und Künstlern kreisen um Picasso und seinen Folgen für die Kunst, ohne einen einzigen Picasso zu zeigen. Zwischen Verehrung, intellektueller Assimilation und Neuinterpretation machen die Werke von namhaftesten Künstlern wie Georg Baselitz, Marlene Dumas, Martin Kippenberger, Roy Lichtenstein, Robert Longo oder Robert Motherwell die Aktualität von Picassos Werk deutlich.

Picasso verkörpert wie kein anderer Künstler die Kunst des 20. Jahrhunderts. Er wurde bewundert, aber auch gehasst, man feierte, studierte und kopierte ihn. Seine Malerei und sein künstlerischer Individualismus haben sich bis heute nicht verbraucht. Alle für die Ausstellung ausgewählten Künstlerinnen und Künstler verbindet ihr Wille, sich mit Picasso und seinem Werk zu messen. Neue, teilweise versteckte oder auch unerwartete Picasso-Zitate lassen das Bild seiner Rezeption immer differenzierter erscheinen. Picassos Biografie, angesiedelt zwischen Formexperiment, Geschlechterkampf und Weltpolitik, zwischen rauschhaftem Sinnenfest und Tragödie, bietet fast kollektive Erinnerungen an jene Werkfacetten, die Künstler bis heute mit Picasso assoziieren und die bei der Schaffung ihrer Werke eine Rolle spielen.

Alle großen Stoffe und Schaffensphasen Picassos treten in der Ausstellung als künstlerische Rezeption wieder auf: die Blaue Periode und die damit verbundenen Themen wie Einsamkeit, Verzweiflung und soziales Elend, aber auch belebtere Motive aus der Rosa Periode wie der Harlekin. Darüber hinaus regten »Les Demoiselles d’Avignon« als erstes kubistisches Bild und Picassos Werke der zwanziger und dreißiger Jahre, in denen er die strengen kubistischen Elemente mit weiten, sanften und runden Kurven kombinierte, Künstler seit Generationen zu Reaktionen an. Picassos aggressive Deformationen, die im anklagenden Antikriegsbild »Guernica« gipfelten, führten zu einer spektakulären Folge politischer Bildsetzungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis heute. In der Ausstellung stehen dafür allein sechs monumentale Guernica-Interpretationen, darunter eine 1 : 1 Guernica-Hommage von Robert Longo.

Einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung bildet die Wahrnehmung Picassos durch international führende Künstlerinnen wie Cindy Sherman, Maria Lassnig, Sophie Calle oder Hanne Darboven. Aber auch Themen wie »Picasso und die deutsche Kunst« oder der Umgang der amerikanischen Appropriation Art mit Picassos Œuvre werden behandelt. Die Ausstellung »Picasso in der Kunst der Gegenwart« bringt somit Licht in den Wandel der heute globalen künstlerischen Rezeption von Picassos Werken. Die Ausstellung beginnt zeitlich mit Arbeiten aus den 1930er Jahren von Brassai, Paul Klee, Ernst Ludwig Kirchner und Erwin Blumenfeld, der Schwerpunkt der Ausstellung liegt aber auf den letzten 50 Jahren künstlerischen Schaffens einsetzend mit Werken von Andy Warhol, Claes Oldenburg und Jasper Johns.

Die große Sinnlichkeit und schier unerschöpfliche Imaginationskraft, die Spannbreite von Picassos Werk zwischen Abstraktion und Figur, künstlerischer Kreativität und politischer Anklage fordern alle diese Künstler zu besonders spannungsreichen Dialogen mit dem Phänomen Picasso heraus.

KÜNSTLER*INNEN DER AUSSTELLUNG
DIA AL-AZZAWI / ART & LANGUAGE / KADER ATTIA / DONALD BAECHLER / GEORG BASELITZ / WALEAD BESHTY / MIKE BIDLO / ERWIN BLUMENFELD / BRASSAÏ / SOPHIE CALLE / HENRI CARTIER-BRESSON / MAURIZIO CATTELAN / PATRICK CAULFIELD / CLEGG & GUTTMANN / GEORGE CONDO / HANNE DARBOVEN / FOLKERT DE JONG / RINEKE DIJKSTRA / ROBERT DOISNEAU / MARLENE DUMAS / DAVID DOUGLAS DUNCAN / HANS-PETER FELDMANN / FRITZ FENZL / GELATIN / AMJAD GHANNAM/KHALED HOURANI / FELIX GMELIN / KARL OTTO GÖTZ / LEON GOLUB / RODNEY GRAHAM / G.R.A.M. / RICHARD HAMILTON / RACHEL HARRISON / RICHARD HAWKINS / ANTON HENNING / DAVID HOCKNEY / THOMAS HOUSEAGO / GARY HUME / JAY Z / JASPER JOHNS / ASGER JORN / BIRGIT JÜRGENSSEN / MARTIN KIPPENBERGER / ERNST LUDWIG KIRCHNER / PAUL KLEE / GUILLERMO KUITCA / SEAN LANDERS / MARIA LASSNIG / LOUISE LAWLER / ROY LICHTENSTEIN / ROBERT LONGO / DORA MAAR / MARCIN MACIEJOWSKI / GOSHKA MACUGA / MADAME D’ORA / JONATHAN MEESE/ALBERT OEHLEN / GJON MILI / SANDRO MILLER / JONATHAN MONK / YASUMASA MORIMURA / ROBERT MOTHERWELL / OTTO MUEHL/TERESE SCHULMEISTER / ERNST WILHELM NAY / CLAES OLDENBURG / A. R. PENCK / IRVING PENN / SIGMAR POLKE / RICHARD PRINCE / ARNULF RAINER/DIETER ROTH / EUGENIO RECUENCO / CHÉRI SAMBA / PETER SAUL / ANTONIO SAURA / THOMAS SCHEIBITZ / THOMAS SCHÜTTE / CINDY SHERMAN / JOHN STEZAKER / STRAWALDE (JÜRGEN BÖTTCHER) / FRANCESCO VEZZOLI / ANDRÉ VILLERS / WOLFE VON LENKIEWICZ / ANDY WARHOL / JOEL PETER WITKIN / ALEXANDER WOLFF / ZHANG HONGTU / ZHOU TIEHAI / THOMAS ZIPP / HEIMO ZOBERNIG

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