Wir trauern um Prof. F.C. Gundlach, der am 23. Juli 2021 in Hamburg im Alter von 95 Jahren verstarb. F.C. Gundlach widmete sein Leben ganz der Fotografie, als herausragender Fotograf, Unternehmer, Galerist, Sammler, Kurator, Lehrer, Direktor, Stifter und Förderer.
Als Mäzen und Kurator von Fotokunst übergab er seine umfangreiche Sammlung 2003 den Hamburger Deichtorhallen als Dauerleihgabe. Mit der damit verbundenen Gründung des Hauses der Photographie ging ein lang gehegter Wunsch von F.C. Gundlach in Erfüllung, der mit der Gründung des »Arbeitskreises für Photographie« im Jahr 1993 und der Initiierung der ersten Triennale der Photographie in Hamburg 1999 begann.
F.C. Gundlach 2003 dazu: »Dass sich die Stadt Hamburg entschlossen hat, meiner Sammlung mit der südlichen Deichtorhalle einen so repräsentativen Ort zu geben, freut mich besonders. Das ‚Haus der Photographie’ soll darüber hinaus zu einer Begegnungsstätte werden, zu einer vitalen Institution, die mit wechselnden Ausstellungen, Workshops und Symposien dem Medium Photographie die Aufmerksamkeit verschafft, das es verdient.« Damit war für Hamburg die Möglichkeit eröffnet, sich in den Kreis ähnlicher Institutionen wie sie in Frankreich, der Schweiz und den USA längst bestanden, erfolgreich einzureihen.
»F.C. Gundlach, ein großartiger Fotograf und Foto-Visionär hat als einer der Ersten für die Akzeptanz des Mediums Fotografie als Kunstform gekämpft. Schon 1975 hat er mit der PPS. Galerie F.C. Gundlach eine der ersten Fotogalerien Deutschlands gegründet und begonnen, seine fotografische Sammlung aufzubauen - lange bevor die Fotografie einen festen Platz in den Museen hatte und der Kunstmarkt sie entdeckte«, so Prof. Dr. Dirk Luckow, Intendant der Deichtorhallen Hamburg. »Seiner intensiven Sammelleidenschaft ist es zu verdanken, dass seine Sammlung heute zu einer der bedeutendsten privaten fotografischen Sammlungen internationalen Ranges gezählt werden kann. Wir sind sehr stolz, diese außerordentliche Sammlung zu betreuen, Ausstellungen aus ihr zu konzipieren und ein umfangreiches Rahmenprogramm daraus zu entwickeln und so das Lebenswerk F.C. Gundlachs lebendig zu halten.«
»F.C. Gundlach war uns auch über seine aktive Phase als
Gründungsdirektor des Hauses der Photographie von 2003 bis 2005 und als
langjähriges Aufsichtsratsmitglied immer ein hoch geschätzter Berater
und Impulsgeber - seine Stimme hatte in Hamburg und weit darüber hinaus
Gewicht, er galt als Doyen der Fotografie Deutschlands. Ihm ist es durch
die Gründung der Triennale der Photographie und des Hauses der
Photographie zu verdanken, dass Hamburg die Hauptstadt der Fotografie in
Deutschland ist«, ergänzt Bert Antonius Kaufmann, Kaufmännischer
Direktor der Deichtorhallen Hamburg.
»Das vielschichtige Medium würde heute in Europa nicht so breit
diskutiert werden, wenn der Visionär F.C. Gundlach nicht von Anfang an
jede Gattung der Fotografie gleichberechtigt behandelt hätte. Denn für
Gundlach galt die These des kanadischen Medientheoretikers Marshall
McLuhan: Das Medium ist die Botschaft genauso wie er immer auch
junge Fotografie fern ihres Marktwertes gefördert und gesammelt hat.
Diese Haltung findet sich bis heute im Haus der Photographie wieder.« Ingo
Taubhorn, Kurator Haus der Photographie.
»Die wunderbare Sammlung von F.C. Gundlach ist nicht nur durch ihre
Vielschichtigkeit und ihre sehr spannenden Bildautoren eine großartige
Quelle der Fotografiegeschichte. Besonders faszinierend für mich war es
immer, nicht nur mit den Fotografien der Sammlung zu arbeiten und dabei
ganze Parallelwelten entstehen zu lassen, sondern dazu auch meinen
Sammler zu „bearbeiten“: Ihn geschickt einzuspinnen in Gespräche. Ihn zu
motivieren, sich an unzählige Begebenheiten zu erinnern. Lächelnd
zuzuschauen, wie er darüber in temperamentvolles Schwelgen geriet,
gleichzeitig aber auch Sachverhalte beurteilte, sie treffsicher auf den
Punkt brachte, korrigierte, verschüttete Tatsachen hervorhob und bei
bestimmten „Fakten“ einfach nur gelassen abwinkte. F.C. Gundlach war ein
leidenschaftlicher Zeitzeuge, der Fotografiegeschichte verkörperte –
einfach, weil er sie lebte.« Dr. Sabine Schnakenberg, Kuratorin der Sammlung
F.C. Gundlach am Haus der Photographie.
Für seinen unermüdlichen Einsatz für die Fotografie erhielt F.C.
Gundlach zahlreiche Ehrungen, darunter das Bundesverdienstkreuz am
Bande, Professuren an der Hochschule der Künste Berlin und der Hamburger
Hochschule für Bildende Kunst, den Kulturpreis der Deutschen
Gesellschaft für Photographie, den bedeutendsten deutschen Fotopreis,
den Henri-Nannen-Preis u.v.m.
Lesen Sie einen ausführlichen Nachruf auf F.C. Gundlach in unserem Online-Magazin HALLE4.