Die Deichtorhallen Hamburg entwickeln in Kooperation mit der ZEIT Stiftung Bucerius ein neues Zentrum für visuelle Medien, welches die Angebote des Haus der Photographie um einen Raum für Bild- und Medienkompetenzen sowie die allgemeine Forschung zu vernetzten Bildkulturen erweitert. Die ZEIT Stiftung Bucerius fördert Medienkritik, Debattenkultur und demokratische Kompetenz – zentrale Anliegen des Zentrums. Das Zentrum bezieht ab 2028 eigene Räumlichkeiten im sanierten Haus der Photographie.
Das Zentrum soll den Wandel der gesellschaftlichen Rolle des fotografischen Bildes, digitaler Bildkulturen und KI-generierter Bildwelten erforschen, reflektieren und vermitteln.
Die Vermittlungsangebote und das künftige Zentrum bieten innovative und kreative Formate zu Bild- und Medienkompetenzen für unterschiedliche Zielgruppen an, um das eigene Verhalten in sozialen Medien sowie die Wahrnehmung visueller Informationen kritisch zu reflektieren und bewusst zu gestalten. Das Zentrum ist bereits in Form von Ausstellungen, Workshops und Symposien aktiv.
Die Stelle bietet eine einzigartige Verbindung von eigener Recherche- und Forschungsarbeit mit der Einbindung in eines des größten Ausstellungshäuser zeitgenössischer Fotografie in Europa. Die inhaltliche Einbettung in den Austausch mit dem kuratorischen Team des Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg, den Erfahrungen in der Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz im Team der ZEIT Stiftung Bucerius, sowie den Dialog mit dem freien Vermittlungsteam, verleiht der Stelle ein diskursives wie transdisziplinäres Profil.
Für das Zentrum für visuelle Medien suchen wir schnellstmöglich eine
Wissenschaftliche Mitarbeit (M/W/D)
im Umfang von 20 Wochenstunden, befristet bis Ende 31.12.2027.
Ihre Aufgaben
Die wissenschaftliche Mitarbeit arbeitet im engen Dialog und inhaltlichen Austausch mit der Kuratorin des Haus der Photographie & Leitung des Zentrums an folgenden Aufgaben:
- Wissenschaftliche Recherche zu Autor*innen, Forscher*innen und Künstler*innen sowie ausstellungsbezogenen Themen und aktuellen Bildphänomenen
- Forschung im Feld aktuelle Bildpraktiken auf Social Media, vernetzte Bildkulturen, Desinformation und zur Rolle des Bildes in Aufmerksamkeitsökonomien
- Aufbau eines Archivs von Fallstudien
- Aufbereitung von Forschungsergebnissen und -inhalten für die digitale Plattform
- Entwicklung von Konzepten und Ideen für Bildungsformate zu aktuellen Bildphänomenen in Zusammenarbeit mit der Leitung des Zentrums
- Verfassen von Glossar-Texten, Aufsätzen und Beiträgen
- Recherche und Entwicklung innovativer Vermittlungskonzepte für Bild- und Medienkompetenzen in Zusammenarbeit mit Vermittler*innen
Ihr Profil
- Ein abgeschlossenes wissenschaftliches Studium (Master-Studium oder ein PhD) in einem für die Aufgabe relevanten Fachbereich (z.B. Bild-, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Kunst- und Kulturwissenschaft, Geschichte und Theorie der Fotografie, soziologische Bildforschung, vernetzte Bildkulturen und algorithmische Sichtbarkeit, digitale Technologien und gesellschaftlicher Wandel)
- Umfassende Erfahrungen bei der Umsetzung von Kulturprojekten
- Sehr gute Kenntnisse im Umgang mit digitalen Plattformen und Online-Tools
- Strukturierte und teamorientierte Arbeitsweise sowie ausgeprägte Koordinierungs- und Kommunikationsfähigkeiten
- Sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse in Wort und Schrift
- Fähigkeit zum Arbeiten im interdisziplinären Team
Wir bieten
- Eine Vergütung nach Entgeltgruppe 13 in Anlehnung an TV-L
- Arbeitgebermitfinanzierte betriebliche Altersvorsorge (VBLU mit 4,6% AG-Anteil)
- Einen Zuschuss zum HVV-JobTicket
- Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, teilweise im Homeoffice zu arbeiten
Zentrale Themen-, Diskurs- und Forschungsfelder
1. Bild und Wirklichkeit
- Transformation von „Bildevidenz“ zu „Bildern unter Verdacht“: Wandel des Verhältnisses zum berichtenden Bild und visueller Zeugenschaft durch generative KI
- Die Rolle des fotografisch gelesenen Bildes in Desinformationstaktiken
- „Fake News“ als populistische Strategie: Unterwanderung des Vertrauens in den Journalismus und in Fotograf*innen, die z. B. aus Krisengebieten berichten
- Bildforensik als politischer Austragungsort, z. B. Übernahme „bildforensischer“ Analysen durch Desinformationsakteur*innen
- Bildforensische Tools, Methodiken und Fragen im kritischen journalistischen, wissenschaftlichen und alltäglichen Umgang mit Bildern online
2. Plattformen, algorithmische Sichtbarkeit und Zensur
- Algorithmische Sichtbarkeit: Wie werden fotografische Bilder heute sichtbar? Nach welchen Parametern wählen Algorithmen Bilder aus, und wie moderieren algorithmische Ordnungen unsere Diskurse und unseren Zugang zu Informationen?
- Intransparente Plattformen: Wie funktionieren soziale Medien, welches Nutzer*innenverhalten motivieren sie, und nach welchen Parametern ordnen sie Informationen? Wie moderieren und binden Plattformen Aufmerksamkeit?
- Zensurdebatten: Welche Bilder werden heute zensiert und nach welchen Kriterien? Wer legt diese Kriterien fest, und wie spiegeln sie die Entwicklung gesellschaftlicher Werte? Inwieweit tragen soziale Plattformen Verantwortung für dort geteilte Inhalte?
3. Künstliche Intelligenz, Kreativität und Imagination
- Welche Chancen eröffnet generative KI in künstlerischen und kreativen Prozessen?
- Wie lässt sich Kreativität definieren, und welche Rolle spielen Dialog, Prozess und Experiment?
- Wie verändert sich unser Verhältnis zu Geschichte und Erinnerung durch Künstliche Intelligenz?
4. Dystopien und Utopien im Blick - Extraktive Bildtechnologien: Energie-, Wasser- und Rohstoffverbrauch künstlicher Intelligenz
- Bias in Bilderkennungssoftware, Überwachung und Data-Mining
- Ethik des Digitalen: Werte, Umgangsformen, Respekt sowie Debatten- und Protestkulturen in der vernetzten Gesellschaft
- Zukunftsvisionen: Wünsche, Visionen und Träume mit Fotografie und KI vorstellbar machen
5. Bildtechnologien und bildende Kunst
- Neue Bildtechnologien und ihre Rolle in der Gegenwartskunst
- Einblicke in aktuelle künstlerische und fotografische Projekte zu den Themen Technologie, Gesellschaft und KI
6. Methodiken und Bildungsformate
- Entwicklung neuer Tools, Methodiken und Formate für die Vermittlung von Bild- und Medienkompetenzen
- Konzeption, Gestaltung und Produktion innovativer und kreativer Bildungsmaterialien, Spiele, Publikationen und Ausstellungen
- Weiterbildungsangebote für Eltern, Lehrer*innen und Interessierte
Digitale Plattform
Die Bildungsangebote und Veröffentlichungen des Zentrums soll durch eine digitale Plattform ergänzt werden, die als digitaler Wissensraum mithilfe von Glossar, Bildanalysen, Tutorials, Online-Tools und Bildungsmaterialien Diskurse zu Bildkompetenzen zugänglich macht. Sie fördert transdisziplinäre Netzwerke zwischen Kunst, Bildung und Forschung und stärkt die reflektierte Teilhabe sowie die digitale Handlungskompetenz der Nutzer*innen. Zudem dient sie als Raum für Reflexion, Wissensproduktion und ästhetische Praxis, in dem alle Aktivitäten und Inhalte des Zentrums dokumentiert und veröffentlicht werden.
Ihre Bewerbung
Die DEICHTORHALLEN HAMBURG GmbH fördert aktiv die berufliche Gleichstellung aller Menschen und setzt sich für Chancengleichheit, Diversität sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein. Wir begrüßen die Bewerbungen aller Personen, unabhängig von kultureller und sozialer Herkunft, Alter, Geschlecht, Religion, Weltanschauung, Behinderung oder sexueller Identität. Schwerbehinderte werden bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung bevorzugt.
Wir freuen uns auf die Zusendung Ihrer digitalen Bewerbung bis zum 05.11.2025 mit Lebenslauf und Motivationsschreiben in einem PDF-Dokument per E-Mail an: bewerbung@deichtorhallen.de.
Für fachliche Rückfragen steht Ihnen die Kuration des Haus der Photographie Nadine Henrich unter 040 32103-210 zur Verfügung. Bei Fragen zum Bewerbungsverfahren wenden Sie sich bitte an die Personalleitung Sandra Freimane-Franke unter 040 32103-171.