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DIE SAMMLUNGEN DER DEICHTORHALLEN HAMBURG

Mit der Sammlung F.C. Gundlach und der Sammlung Falckenberg stehen den Deichtorhallen Hamburg zwei der größten Hamburger Privatsammlungen als Dauerleihgaben zur Verfügung.

So entstanden zwei der drei Ausstellungshäuser auf Basis dieser Sammlungen: Das Haus der Photographie durch die Sammlung F.C. Gundlach sowie die in den Phoenix-Hallen in Hamburg-Harburg beheimatete Sammlung Falckenberg.



Aufgabe der Deichtorhallen ist es zum einen, diese bedeutenden Sammlungen zu bewahren und zu erforschen. Zum anderen sollen sie einem breiten Publikum vorgestellt werden. So gewähren die beiden Häuser in wechselnden Sonderausstellungen immer wieder Einblicke in die Vielfalt und Tiefe der Sammlungen.

SAMMLUNG FALCKENBERG

Die Sammlung Falckenberg umfasst mehr als 2.200 Werke von 450 Künstlerinnen und Künstlern. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Kunst der Counter Culture, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Aufstand gegen die Eliten und das Kunstestablishment insbesondere in den USA und Deutschland entstanden ist. Die Sammlung ist international mehrfach ausgezeichnet und von dem einflussreichen New Yorker Magazin ARTnews unter die besten 200 Sammlungen der Welt gewählt worden. Die Sammlung setzt Akzente auf Querdenker und Außenseiter des Kunstbetriebs, die mit subversiven, oft genug ironischen bis hin zu sarkastisch-zynischen Betrachtungsweisen die traditionellen Vorstellungen einer Repräsentationskunst des Guten, Wahren und Schönen unterlaufen.

Ein früher Sammlungsschwerpunkt bilden Arbeiten der späten 70er und 80er Jahre mit KünstlerInnen wie Werner Büttner, Martin Kippenberger, Jürgen Klauke, Astrid Klein, Albert Oehlen und Franz West, denen Werke US-amerikanischer Künstler derselben Generation wie Vito Acconci, John Baldessari, Paul McCarthy und Richard Prince gegenübergestellt sind. In einem Schritt zurück wurden diese Positionen durch Arbeiten der vorangegangenen Generation progressiver internationaler Künstler und Künstlerinnen wie Hanne Darboven, Öyvind Fahlström, Dieter Roth und Paul Thek ergänzt. Erst in einem dritten Sammlungsabschnitt ist der Bezug zu den jüngeren Positionen der Gegenwartskunst aufgenommen wurden.

Mit Arbeiten von Monica Bonvicini, Andrea Fraser, Christian Jankowski, Sarah Lucas, Raymond Pettibon, Jason Rhoades, Daniel Richter, Christoph Schlingensief, Santiago Sierra und Andreas Slominski vermittelt die Sammlung einen profunden Überblick über die deutschen und ausländischen Vertreter der Gegenkultur der 80er und 90er Jahre.

Einen wichtigen Teil der 6000 qm großen Ausstellungsfläche nehmen raumgreifende Installationen der Multimedia Art von KünstlerInnen wie John Bock, Thomas Hirschhorn, Mike Kelley, Jon Kessler Jonathan Meese, Anna Oppermann und Gregor Schneider ein. Im Untergeschoss steht den Besuchern ein Schiebelager mit etwa 400 Arbeiten zur Verfügung.

Ein weiterer Schwerpunkt der Sammlung liegt im Bereich der Fotografie mit Werken internationaler KünstlerInnen wie Lewis Baltz, Victor Burgin, Sophie Calle, Larry Clark, Willliam Eggleston, Valie Export, Lee Friedlander, Martha Rosler, Martin Parr oder Wolfgang Tillmans.

Jährlich finden zwei bis drei Sonderausstellungen mit Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern statt, die nicht oder nur mit wenigen Arbeiten in der Sammlung Falckenberg vertreten sind. Das Ziel der Deichtorhallen Hamburg als Betreiber der Sammlung Falckenberg ist, die Sammlung in wechselnden Zusammenhängen immer neu zu präsentieren.

ZUR PERSON HARALD FALCKENBERG

Harald Falckenberg (1943–2023) war Jurist, Unternehmer, Inhaber des angesehenen Verlags für Kunsttheorie Philo Fine Arts und Autor zahlreicher Publikationen zur Kunst. Er hat seine ab 1994 aufgebaute Kunstsammlung erst in einem Gebäude unmittelbar am Flughafen ausgestellt. 2001 ist die Sammlung in die Phoenix-Hallen in Harburg umgezogen. Das Gebäude hat Harald Falckenberg 2007 erworben und 2011 zusammen mit seiner Sammlung den Deichtorhallen als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.

SAMMLUNG GUNDLACH

Die Sammlung F.C. Gundlach umfasst ca. 17.000 Werke und zählt zu den bedeutendsten privaten Fotosammlungen Deutschlands. Knapp 9.000 Werke unter dem Titel »Das Bild des Menschen in der Photographie« befinden sich derzeit als Dauerleihgabe im Haus der Photographie.

Zu den Beständen dieser Dauerleihgabe zählen Fotografien aus dem Bereich der »Kunstfotografie um 1900« unter anderem mit Fotografien von Baron Adolphe de Meyer und Edward Steichen. Die Modefotografie der 1920er und 1930er Jahre wird vertreten durch Martin Badekow, Dr. Paul Wolff, Wols, Yva, Horst P. Horst, George Hoyningen-Huene. Darüber hinaus wurde in den letzten Jahren verstärkt ein Fokus auf die Frühzeit der Fotografie gelegt mit Werken von André Adolphe-Eugène Disderi oder David Octavius Hill und Robert Adamson. Auch die Modefotografie nach dem Zweiten Weltkrieg wird durch umfangreiche Werkgruppen bedeutender internationaler Fotografinnen und Fotografen repräsentiert, dazu zählen Richard Avedon, Lillian Bassman, Irving Penn, Louise Dahl-Wolfe, Hubs Flöter, Regina Relang.

Modefotografie − als Visualisierung von »Zeitgeist« − reflektiert immer auch das Lebensgefühl einer Zeit. In diesem Sinne sind in der Sammlung auch Fotografen vertreten, die weit über das Genre der Modefotografie herausreichen und in ihren Arbeiten den sich permanent wandelnden Lebensstil dokumentieren, wie Erwin Blumenfeld, Guy Bourdin, David LaChapelle, William Klein, Olaf Martens oder Fergus Greer.

Auch die Aktfotografie ist mit Werken von Robert Mapplethorpe, Harry Callahan, George Platt-Lynes und Wilhelm von Gloeden in der Sammlung vertreten. Im Bereich der Dokumentarfotografie sind Barbara Klemm, Peter Dammann, Rolf Gillhausen zu nennen. Zur street photography zählen Werke von Martin Parr, Bruce Gilden, Leon Levinstein, Robert Frank, Lee Friedlander.

ZUR PERSON F.C. GUNDLACH

F.C. Gundlach (1926–2021) war Fotograf, Galerist, Sammler, Kurator und Stifter. Im September 2003 gründete er das Haus der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg. Seitdem stellt er seine private Sammlung dem Haus als Dauerleihgabe zur Verfügung. F.C. Gundlachs eigene Fotografien in den Bereichen Mode und Portrait sind vielfach zu Ikonen geworden und haben ihren Weg in Museen und Sammlungen gefunden. Im Jahr 2000 gründete er die Stiftung F.C. Gundlach. Zweck der Stiftung ist die Förderung der Fotografie als künstlerisch und gesellschaftlich bedeutendes Kulturgut.